Moment! Aufnahme(n)

Schon am ersten Schultag - ein Tag, der sich ohne weiteres in die Rubrik "Organisatorisches“ einordnen lässt - erfuhren wir, dass in diesem Jahr wieder eine Projektwoche stattfinden sollte. Projektwochen bedeuten im eher eintönigen Leben des Schülers eine Art Ausnahmezustand: Er darf sich praktisch betätigen, während der "Arbeit“ mit seinen Klassenkameraden unterhalten und die zumeist schülerfreundlichen "Unterrichtszeiten“ genießen. Somit freute sich ein Großteil der Schüler auf die Projektwoche. Im Frühjahr 2003 konnten wir uns für die Projekte einschreiben. Neben zahlreichen anderen Angeboten stand ein Fotoprojekt zur Auswahl. Für diejenigen, die im Urlaub und bei Familienfeiern ohnehin immer als Fotografen agieren, schien so eine optimale Lösung für die Gestaltung ihrer Projektwoche gefunden.

Wir, sechzehn Fotobegeisterte der damaligen 8. und 10. Klassen, trafen uns am 04.07.2003, ausgerüstet mit dem besten Fotoapparat, den Papas Schrank zu bieten hatte, gegen 9.00 Uhr im Grünauer Jugendzentrum der Caritas. Zunächst stand die Wahl des Themas auf der Tagesordnung. Schnell entschieden wir uns, unser Projekt unter das Motto "Leben und Arbeiten in Kleinzschocher“ zu stellen. Die Fotografien sollten ausschließlich in Schwarz-Weiß angefertigt werden und als Motiv der "ganz normale Bürger Kleinzschochers“ dienen. Ein Ziel der Projektwoche war außerdem, "sehen zu lernen“, also ein gewisses Gefühl für Raumaufteilung und Details zu entwickeln.

In der nächsten Stunde bemühte sich Herr Knopp, ein Fotograf, der die Projektwoche als Experte begleitete, uns die Grundlagen der Fotochemie zu vermitteln. Nachdem wir die Unterschiede zwischen Entwicklungs- und Fixierbad mehr oder weniger verstanden hatten, wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Diese Teilung blieb die gesamte Projektwoche über bestehen: Während eine Gruppe in Kleinzschocher auf der Suche nach "Opfern“ für die Fotos war, konnte sich die andere Gruppe im Fotolabor ausprobieren. Schlechte Kontraste, falsche Belichtungszeiten, unscharfe Bilder und belichtetes Fotopapier – das waren die Probleme, die uns die nächste Woche im Labor plagten.

Die Suche nach passenden Motiven gestaltete sich ebenfalls nicht immer einfach. Nachdem man sich endlich durchgerungen hatte, jemanden anzusprechen und nun auf eine positive Antwort hoffte, reichten die Reaktionen von "Ja gerne, wann findet denn die Ausstellung statt?“ über skeptische Blicke bis hin zu "Tut mir leid, ich bin schon so alt, mich muss man nicht mehr fotografieren.“ oder einem schlichten "Nein.“ In vielen Fällen gelang es uns aber doch, mit einer gehörigen Portion Überzeugungskraft, die "Auserwählten“ zu einem Foto zu überreden. Ob Kleingärtner, Blumenverkäuferin, Baseballspieler oder Opa mit Enkel – wir versuchten, ein möglichst abwechslungsreiches und vielfältiges Bild der Bürger Kleinzschochers festzuhalten.

Die Ergebnisse unserer Arbeit können vom 03.11.2003 bis 19.12.2003 im Quartiersladen kleinZSCHOCHER, Dieskaustraße 50, begutachtet werden. Am 05.12.2003 findet zudem um 18.00 Uhr ein Ausstellungsabend statt, an dem man uns Fragen zu unseren Bildern stellen kann.

Nicht zuletzt möchten wir uns an dieser Stelle bei den Organisatoren der Projektwoche, der Caritas und dem Quartiersmanagement kleinZSCHOCHER für ihre Unterstützung bedanken. Dank gilt außerdem all jenen, die mutig waren und sich von uns fotografieren ließen.

(Janine Viol)


© Johannes-Kepler-Gymnasium Leipzig